Samstag
Anreisetag – Der Samstag beginnt für die meisten Teilnehmer*innen sehr früh, die Anreise per Zug zieht sich über einige Stunden. Wir fahren nach Plesná, eine einstige Hochburg der Textilindustrie an der deutsch-tschechischen Grenze. Da seit einigen Jahren das Kleiderimportgeschäft aus China boomt, stehen die Fabriken hier allerdings still. Wir, das sind die Teilnehmer*innen und Leiter*innen des deutsch-tschechischen Theaterprojektes Textory, wollen uns mit dem Thema Kleidung beschäftigen. Da scheint Plesná der ideale Ort zu sein. Das Projekt wird organisiert vom Čojč Theaternetzwerk Böhmen-Bayern, einer Organisation, die Theater zwischen den Sprachen macht: Sowohl tschechische als auch deutsche Teilnehmer*innen sind willkommen.
Ja, wir waren an der Grenze, ein Ausflug am Himmelfahrtstag.
wer war da? warum? wer nicht? warum nicht?
Sehen, wie es ist, an “der Grenze”, an der physischen Grenze, wo manifest wird “da hinüber darfst du nicht - und hier herüber darf auch keiner”. Überall sonst, in Bayern, spüre ich eher “du sollst nicht” - noch nie hat zu mir jemand gesagt “das darfst du nicht”.
Ein Theaterprojekt muss geplant sein – vor allem, wenn es um viel Stoff geht….
Genau das haben Dráža, Lou und Mirjam an einem gemütlichen Januarwochenende in Asch gemacht. Um das Textory Projekt zu planen, das vom 14. bis 20. April in Plesná stattfinden wird, haben sie an einem Konzept getüftelt, sich Museen angesehen, recherchiert und sich mit Expert*innen aus Asch getroffen. Alles rund um das Thema Textil und Textilindustrie im Egerland.
Drei, zwei, eins, klatsch. Im Ballettsaal des Kulturzentrums in Klattau (Klatovy) sitzen zwölf junge Menschen auf dem Boden. Alle tragen schwarze Augenbinden. Es raschelt, rumpelt, trampelt, flüstert, ein deutsch-tschechisches Hörspiel entsteht. Willkommen bei Čojč
Liebes Tagebuch,
heute ist der 1. Juni, der Tag des companion-Ausflugs! Gestern Abend habe ich schon alle Sachen für einen warmen Tag am See gepackt: Bikini, kurze Hose, čojč-Shirts für Fotos und eine Dose Mais für den Hunger zwischendurch. Ich stehe schon um 7 Uhr auf um den Zug um 8:14 zu erwischen. Am Bahnhof werde ich von einem Mann aufgehalten. Er gibt mir zu verstehen, dass er ein Ticket braucht, aber nicht weiß, wie man es am Automaten löst. Mit meiner Vorfreude auf den Tag helfe ich ihm gerne. Dabei denke ich daran, dass ich, wenn ich nicht zu čojč gekommen wäre, vielleicht anders reagiert hätte und nicht ganz so freundlich und offen auf ausländische Menschen zugehen würde.
Der 12. Jahrgang der Konferenz „Volary und der Todesmarsch - Multikulturelle Erziehung in der Praxis“ fand vom 10. bis 11. Mai 2019 statt und auch Čojč beteiligte sich mit einem eigenen Beitrag.
Habt ihr schon von den Stolpersteinen gehört?
Wusstet ihr, dass im vergangenen Jahr im Gymnázium Česká 64 in Budweis in einem raffinierten Versteck eine Botschaft gefunden wurde, die am 5.10.1938 geschrieben wurde, also am Tag des Rücktritts des tschechischen Präsidenten E. Beneš, eine Woche nach Abschluss des Münchner Abkommens?
Möchten Sie an dem extremen Fernmarsch teilnehmen, den Frauen und Mädchen im J. 1945 unfreiwillig unternehmen mussten, um die Anteilnahme an ihrem Tod auszudrücken?
Du hast eine Website aufgerufen, auf der oben „Hranice! Grenzen!“ steht. Glaubst du daran? Dass man Grenzen so einfach einreißen kann, einfach wegwischen, durchstreichen. „Na logo!“, magst du dir nun denken. „Die Grenzen existieren doch nur in unserem Kopf!“ Klar, das würde ich auch sagen. Eigentlich.
Für mich ist es das dritte Mal bei Kommunikatze. Ich habe das Gefühl, dass mir die Projekte gut tun und ich immer besser Tschechisch verstehen und aussprechen kann.
Es macht mir total Spaß in Cham nahe des Marktplatzes ein Video mit drei anderen Mädels zu drehen. Wir verständigen uns manchmal nur mit einfachen Worten wie „da“ „ja“ und „ok“. Am Ende bin ich richtig stolz auf unseren coolen Minifilm!
ich strecke den Finger die Hand den Arm
beuge mich vor Kopf Schulter Brust
tippe sie an
sie gibt nach
folgt meinem Impuls
Flexibilität
die Stirn die Haare
die Nase der Hals wölbt sich
Berührung
mein Kreis und dein Kreis verschmelzen
ich forme dich
die Gelenke wie eine Puppe
Zieh mich an den Haaren
ich bin dein Material beim Partnerwechsel
Statuen erwachen zum Leben
die Gestalt gestaltet wird gestaltet
Schöpfung und Schöpfer in einem Moment
Johannes Frank
Im Regen biegen wir auf den Parkplatz ein und da sehe ich schon, wie sich ein blauer Container vor uns erhebt. Ich bin froh, dass wir endlich da sind und gleich im Trockenen sitzen dürfen. Wir gehen die letzten Meter auf den Container zu und als wir näher kommen kann ich aus Holzpaletten gebaute Hochbeete sehen. Rechts von mir steht der blaue Container, bei dem die Tür auf der kurzen Seite offen steht. Aus nächster Entfernung kann ich schon Bänke, Stühle und einen mit Getränken und kleinen Snacks gedeckten Tisch sehen.
Im Rathaus der Stadt ist unser Arbeitsraum. Wir schneiden Papier. Zerreißen es. Wickeln uns darin ein. Lassen es schweben. Bemalen es. Machen Musik. Es entsteht ein Rhythmus. Wir sind ein Team.
Wir besuchen das Verpackungsteam von Faber-Castell. Es sind hauptsächlich Frauen. Wir merken uns die Abläufe. Der Höhepunkt des Tages: wir bauen unseren eigenen Stift!