Liebes Tagebuch,
heute ist der 1. Juni, der Tag des companion-Ausflugs! Gestern Abend habe ich schon alle Sachen für einen warmen Tag am See gepackt: Bikini, kurze Hose, čojč-Shirts für Fotos und eine Dose Mais für den Hunger zwischendurch. Ich stehe schon um 7 Uhr auf um den Zug um 8:14 zu erwischen. Am Bahnhof werde ich von einem Mann aufgehalten. Er gibt mir zu verstehen, dass er ein Ticket braucht, aber nicht weiß, wie man es am Automaten löst. Mit meiner Vorfreude auf den Tag helfe ich ihm gerne. Dabei denke ich daran, dass ich, wenn ich nicht zu čojč gekommen wäre, vielleicht anders reagiert hätte und nicht ganz so freundlich und offen auf ausländische Menschen zugehen würde.
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Durch meine Freundlichkeit habe ich ein paar Minuten vertrödelt und stresse mich jetzt selbst ein wenig wegen dem Bayern-Böhmen-Ticket für Nora, Lou und mich. Natürlich erreiche ich den Zug rechtzeitig und die Fahrt erweist sich als sehr ruhig und angenehm. Ich mag es sehr, aus dem Fenster zu schauen. Das trifft sich natürlich gut, ich habe ja auch den Zug genommen, der statt einer Stunde knapp zwei bis nach Nürnberg braucht, wo ich Nora treffe.
Auch die Zugfahrt mit Nora ist ganz angenehm und ich bereue es noch nicht, die Zeit nicht für Vorbereitung auf mein Referat an der Uni zu nutzen. Jetzt sammeln wir Lou auf, der in Kirchenlaibach zusteigt. Gemeinsam vergeht die Zeit nach Arzberg, der neuen Heimat von Iva, wie im Flug. Nach einem Vormittag im Zug fehlt nur noch Esterka, die mit ihrem Hund in Cheb auf uns wartet. Auf den Erdbeersmoothie und das Wasser, das ich am Bahnhof kaufe, habe ich mich sehr gefreut.
Endlich komplett, begeben wir uns auf die letzte Etappe zu unserem Ziel: dem Stausee in Jesenice. Es ist nur eine Zugstation weit weg und wir müssen nicht weit laufen. Von der Zugstation aus rechts gehen wir nicht zum Campingplatz, sondern an den Containern rechts die Straße entlang, biegen dann links zum See ein und befinden uns schon an der Picknickstelle mit Blick auf die Brücke im See. Als erstes packen wir unser Essen aus und hören Musik von einer deutschen Künstlerin, deren Namen ich schon wieder vergessen habe. Sorry Iva und Lou! Aber es war wirklich sehr schön.
Nachdem wir uns den Bauch vollgefressen haben, probieren wir logischerweise (nein, nicht logischerweise) die Kleider an, die Nora aus dem čojč-Fundus mitgeschleppt hat – und auf wundersame Weise passen sie allen auf Anhieb! Jetzt noch Lippenstift… ja, auch für Lou! Daraufhin folgt (natürlich jetzt, nachdem wir uns schick gemacht haben) die harte Arbeit: das Schlauchboot aufpumpen. Mit vereinten Kräften schaffen wir es. Im Boot haben immer nur zwei Leute Platz, also fährt Nora mit Esterka zur Brücke und setzt sie ab. Esterkas Hund Freya ist davon nicht so begeistert. Sie traut sich nicht ins Wasser und bellt nach ihr. Aber sie kommt schon klar und Lou und ich fahren auch zur Brücke, während Nora geschwommen kommt, sie hat keine Lust mehr auf Paddeln. Für unser Vorhaben (eine Schaukel in den Brückenbogen zu hängen) brauchen wir ziemlich lange. Zum Glück bin ich ja dabei und steige die Brücke hoch, im nassen Kleid (meinen Bikini trage ich natürlich nicht) und mit einem verletzten Fuß, weil ich kurz vorher sehr ungeschickt ins Wasser gefallen bin, und werfe das Seil über den Betonträger. Jetzt muss es doch klappen! Irgendwie… die Seile um dieses Brett… und dann hier einen Knoten… Nein, es hat nicht geklappt. Aber wir haben viel gelacht! Am Ende haben wir es immerhin geschafft, dass sich Nora auf die Schaukel stellen konnte und wir sie eingedreht haben.
Aber es war trotzdem sehr cool mit den langen Kleidern im Wasser zu stehen, die Sonne zu genießen, zusammen über unser Unvermögen zu lachen und mit dem Schlauchboot herumzufahren.
Nach diesem ereignisreichen Nachmittag machen wir uns auch schon wieder auf die Heimreise. Wir bestellen ein Taxi zum Bahnhof Cheb, weil die Anbindung doch nicht die beste ist, aber zum Glück kostet das Taxi auch nicht viel (ca. 160 Kronen). Esterka mit Hund, Lou und ich kommen noch mit zu Iva und ihrem Baby. Ihr Haus hätte mit den vielen Zimmern und Stockwerken wahrscheinlich Platz für die gesamte čojč--Familie gehabt. Leider sind wir schon zu müde für das Vampir-Spiel, das uns Nora im Zug erklärt hatte. Wir essen ohne Iva Flips, sie bringt Noemi zu Bett und wir quatschen dann mit Iva ohne Flips über unsere Zeit bei čojč. Unsere ersten Projekte, unsere spannendsten Geschichten und unsere Zukunft bei čojč.
Leider hat sich mein Fuß durch die Verletzung im Wasser ein wenig entzündet und ich habe Angst, am nächsten Morgen nicht mehr aufzuwachen. Naja so schlimm war es dann auch nicht. Aber im Zug frage ich mich dann doch, ob sich die Reise gelohnt hat. Ich bin ein bisschen unausgeschlafen, kann nicht mehr richtig laufen und… und das war’s auch schon. Eigentlich war dieser freie Tag mal wieder nötig. Wann nimmt man sich schon die Zeit, um Leute im Zug zu beobachten, einen neuen Lieblingsplatz zu entdecken und Freundschaften zu pflegen? Mein Referat kann ich auch heute Abend noch machen, aber dieses Abenteuer erlebe ich nur jetzt.