22.–31.08.2025 in Jáchymov, Tschechien
Ein 10-tägiges Theaterprojekt über Totalitarismus und Erinnerungskultur
Faschismus und Kommunismus – nur ein Vogelschiss in der Geschichte?! Wie wollen wir heute erinnern – und an wen oder was überhaupt? Welche Geschichten würden ansonsten vergessen werden? Und gibt es deutsch-tschechische Unterschiede im Erinnern? Bei dem Projekt “zářící erde | zapomenuté erbe” bekommst du die Möglichkeit, Zeitzeug:innen zu treffen, Erinnerungskultur selbst aktiv mitzugestalten, über Gemeinsamkeiten und Unterschiede totalitärer Systeme der Vergangenheit zu diskutieren.
Thema des Theaterprojekts
Strahlende Erde? Vergessenes Erbe?
Bei dem zehntägigen Theaterprojekt “zářící erde | zapomenuté erbe“ steht der Ort Jáchymov im Fokus unserer Theaterarbeit. Die dort ansässige Bergbauwirtschaft reicht in ihrer Tradition bis ins Mittelalter zurück. Das Vorkommen seltener Erze, besonders auch von Uran, war ausschlaggebend dafür, dass dort sowohl in der Zeit des Nationalsozialismus, als auch während des totalitären Sozialismus Menschen in Lagern als Zwangsarbeiter:innen missbraucht wurden. Während Uran/Radon zu Beginn des Atomzeitalters in der Zivilbevölkerung einen Hype erlebte und neben Heilbädern auch Zahnpasta und Zigaretten beigesetzt wurde, war der Abbau für die Zwangsarbeiter:innen eine tödliche Gefahr. Vor allem durch mangelnde Schutzkleidung waren sie der unsichtbaren radioaktiven Strahlung schutzlos ausgesetzt. Doch welche Spuren von der Zwangsarbeit sind bis heute geblieben? Wie wird an die Verbrechen vor Ort erinnert?
So wie radioaktive Strahlung über Jahrzehnte hinweg nachweisbar bleibt, kann auch die Geschichte eines Ortes nicht einfach verschleiert, vergessen und unbearbeitet bleiben.
Deshalb wollen wir uns in Jachymov auf eine Spurensuche begeben. Um die Geschichte des Ortes greifbarer zu machen, werden wir Minen, Denkmäler und ehemalige Arbeitslager besichtigen, mit Zeitzeug:innen sprechen und deutsche und tschechische Perspektiven auf die Vergangenheit vergleichen. Was für Geschichten von Opfer- und Täterschaft kenne ich aus meiner Familie? Inwiefern lassen sich totalitäre Systeme miteinander vergleichen? Welche Vorkehrungen müssen getroffen werden, damit sich so etwas nicht wiederholt? Unser Projekt will den Verein Političtí vězni.cz bei der Etablierung einer lebendigen Erinnerung vor Ort unterstützen. Dazu werden wir unsere Eindrücke und Erfahrungen in einem deutsch-tschechischen Dokumentar-Theaterstück verarbeiten, das wir direkt in der dort entstehenden Gedenkstätte (https://retizkarna.cz/en/) entwickeln und ortsspezifisch aufführen werden.
Projektablauf
Für 10 Tage treffen sich 16 Jugendliche und junge Erwachsene in Jáchymov, um sich dem Projektthema Erinnerungskultur zu widmen. Im Rahmen der Jugendbegegnung werden sich alle Teilnehmenden kennenlernen, recherchieren, diskutieren, dazu experimentieren und aus den gesammelten Erfahrungen ein gemeinsames, ortsspezifisches Dokumentar-Theaterstück entwickeln.
Es wird einen festen Tagesablauf geben, bestehend aus Bewegungstraining, Theaterübungen, Sprachanimation, künstlerischer Recherche, Gestaltungs- und Szenenarbeit sowie der Abendrunde.
Durch Sprachanimation und Übersetzungen wird die tschechisch-deutsche Sprachbarriere überwunden und du arbeitest so in gemischt-nationalen Kleingruppen und im Plenum zusammen.
Durch das Erlernen von Theater-Werkzeugen sowie ästhetischen Gestaltungsmitteln ermöglichen wir, dass sich alle selbst an der Gestaltung der Szenen beteiligen. Du wirst lernen, wie du Prozesse, die sich vielleicht anfangs schwer versprachlichen lassen, durch theatrale Mittel zum Ausdruck bringen kannst. Am Ende wird die eigene Aufführung vor Ort präsentiert.
Kompetenzen
In diesem Projekt erhältst du die Möglichkeit:
- dich mit einem sehr relevanten historischen Thema auseinanderzusetzen, das auch heute brisant ist
- deine Reflexions- und Kritikfähigkeiten zu schärfen und lermen, mit fremden Ansichten umzugehen
- Teamfähigkeit und kritisches Denken in einem interkulturellen Umfeld zu stärken
- zu recherchieren und zu lernen wie du Themen differenziert und kritisch auf den Grund zu gehen kannst
- dich kreativ auszudrücken und an einer Theateraufführung zu arbeiten
- sicher aufzutreten und dich auszudrücken – und das nicht nur in einer Sprache
- spielerisch Tschechisch zu lernen
- neue Leute aus dem Nachbarland kennenzulernen
Mach mit und tausche dich über spannende Themen und interessante Fragen mit jungen Leuten aus! Erlebe in Selbstexperimenten, Recherchen und Theaterbildern, was du schon immer mal über Schlaf, Träume und Ziele im Leben erfahren wolltest!
Anmeldung und Konditionen
Alle jungen Menschen mit Wohnsitz in Deutschland oder Tschechien, die zwischen 16 und 30 Jahre alt sind, können am Projekt teilnehmen – die Plätze sind begrenzt. Melde dich am besten gleich hier auf der Webseite an oder schicke einer der Projektleitungen eine unverbindliche Mail, falls du Fragen hast.
Wie bei jedem čojč-Projekt stellen Nationalität, Geschlecht, Sexualität, Religion, körperliche Beeinträchtigung oder ökonomische Hintergründe KEIN Hindernis für deine Projektteilnahme dar! Das čojč-Netzwerk ist bunt und offen, die Projektleitenden geben ihr Bestes, um das Projekt für alle zugänglich zu machen.
Teilnahmekosten für 10 Tage inklusive Reisekosten (wenn du koordiniert mit anderen Teilnehmenden und öffentlichen Verkehrsmitteln anreist), Unterkunft, Vollpension, Programm und Versicherung betragen 180,- EUR. Sollten die Kosten zu hoch für Dich sein, können wir Dir nach Absprache gerne mit einer Minderung des Teilnahmebeitrages entgegenkommen.
Konzept und Leitung
Jeremias Jäger
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Kristina Kasalová
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